Fastenzeit 5: Verzicht im Alter?

 

Zu Beginn der Fastenzeit habe ich mich mit einer Seniorin darüber unterhalten, auf was ich bis Ostern verzichten möchte. Ich erzählte ihr, dass ich meinen Serien- und Filmkonsum einschränke, d.h. unter der Woche nichts dergleichen anschaue. Daraufhin blickte sie mich entsetzt an und meinte: „Dann muss ich ja wohl auch aufs Fernsehen verzichten.“ Dabei schwang unterschwellig die leichte Panik mit, was sie denn stattdessen tun sollte. Nachdem ich ihr versichert habe, dass sie auf nichts verzichten MUSS, bin ich ins Nachdenken gekommen. Beim Fasten geht es darum, auf etwas zu verzichten, das einem eher schwerfällt. Aber gilt das für jedes Alter? Ist man im hohen Seniorenalter nicht eh schon eingeschränkt genug und muss gesundheitsbedingt auf Aktivitäten verzichten, die einem eigentlich lieb sind? 

Die ältere Frau, mit der ich mich unterhalten habe, meinte irgendwann, sie könne ja auch etwas tun, zu dem sie sich eher aufraffen muss. Normalerweise verkriecht sie sich am liebsten in ihrer Wohnung und verlässt diese nur, wenn sie z.B. zum Arzt muss. Nun möchte sie die Fastenzeit dafür nutzen, jeden Tag zumindest einen kleinen Spaziergang zu machen. Körperlich ist sie dazu noch in der Lage. Sie muss „nur“ den inneren Schweinehund überwinden. Wer weiß: Wenn sie das geschafft hat, macht es ihr ja vielleicht so viel Spaß, dass sie auch nach Ostern noch freiwillig spazieren geht. So könnte die Fastenzeit auch bei älteren Menschen etwas Gutes bewirken.