Mehr als Worte: Die Kraft der nonverbalen Kommunikation | Teil 1

In dieser Serie wollen wir uns der nonverbalen Kommunikation nähern. Los geht es in Teil 1 mit dem Blickkontakt.

Teil 1: Blickkontakt

Wenn wir uns ansehen…

entsteht eine Verbindung, die Worte allein nicht schaffen können. Dennoch denken wir beim Thema Kommunikation meist zuerst an das Sprechen, die verbale Kommunikation. Blickkontakt ist eine der stärksten nonverbalen Kommunikationsformen.

Worte reichen manchmal nicht aus. Doch wenn wir erkennen, dass uns jemand mit seinem Blick wahrnimmt, wir also gesehen werden, kann dieses Sehen-des-Gesehen-werdens einen Raum erschaffen, in dem Raum zum Denken entsteht, Vertrauen geschaffen und Beziehung entstehen kann. Überall dort, wo zwischenmenschliche Beziehungen im Mittelpunkt steht, sollte der Blickkontakt, als Teil unserer Repertoires an körperlichen Ausdrucksformen, also besondere Aufmerksamkeit bekommen.

Vielleicht findest du jemanden, mit dem du eine kleine praktische Übung dazu machen kannst. Sie basiert auf dem Konzept des "Thinking environment" von Nancy Kline und soll dazu anregen, einer anderen Person durch Blickkontakt Aufmerksamkeit und Raum zum Nachdenken zu gewähren. Hier eine kurze Anleitung:

  1. Setze dich in einer ruhigen Umgebung gegenüber einer anderen Person.
  2. Beginne das Gespräch mit einer offenen Frage, die zum Nachdenken anregt, z.B. "Was beschäftigt dich gerade?".
  3. Halte während der Antwort Blickkontakt, ohne zu unterbrechen oder abzulenken. Zeige durch deine Mimik und Körperhaltung, dass du aufmerksam zuhörst.
  4. Gib der Person Zeit, ihre Gedanken zu formulieren und auszusprechen. Vermeide es, die Stille zu füllen oder die Antwort zu beeinflussen.
  5. Bestätige durch sanftes Nicken oder ein Lächeln, dass du die Antwort wahrgenommen hast, und ermutige die Person, weiterzusprechen, wenn sie möchte.

Blickkontakt ist mehr als nur ein Zeichen der Aufmerksamkeit. Studien zeigen, dass er Nähe und Vertrauen fördert. Er erfüllt darüber hinaus viele weitere soziale Funktionen. Je nach Gesprächskontext steuern wir durch unser Blickverhalten meist intuitiv unser Miteinander, indem wir beispielsweise um Zustimmung bitten, andere Gesprächspartner miteinbeziehen oder unsere Redebeiträge aufeinander abstimmen.

Als Übung ohne Worte kann dieser kleine Impuls möglicherweise dazu beitragen, die Wirkung des Blickkontakts neu zu entdecken.

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“When […] someone really hears you without passing judgement on you, without trying to take responsibility for you, without trying to mold you, it feels damn good!”

Übersetzung auf Deutsch:
„Wenn [...] dir jemand wirklich zuhört, ohne dich zu verurteilen, ohne zu versuchen, die Verantwortung für dich zu übernehmen, ohne zu versuchen, dich zu formen, dann fühlt sich das verdammt gut an!“

― Carl R. Rogers, A Way of Being
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