Diamanten
Gastbeitrag von Sr. Irmgard Richter - Evangelische Stadtmission Freiburg e.V.
Auf einer Postkarte las ich den Spruch: “Feier deine Ecken und Kanten! Diamanten sind auch nicht rund.” Menschen sind wertvoller als Diamanten – ich auch. Davon bin ich überzeugt. Eigentlich. Andererseits kenne ich meine Macken und Schwachpunkte. Es gibt Dinge, die ich an mir selbst nicht mag, Verhalten, das mir an mir nicht gefällt. Ich übe es, mich dafür nicht zu verurteilen, und das gelingt mir deutlich besser als früher.
Das merke ich zum Beispiel bei kleinen Missgeschicken. Früher habe ich mit mir geschimpft, wenn ich etwas vergessen oder aus Versehen kaputt gemacht habe. Ich werde nie vergessen, wie ich einmal eine Schüssel mit Bohneneintopf auf dem Teppichboden von Gastgebern verschüttet habe, als ich zu Besuch war. Furchtbar!
Inzwischen kann ich manchmal schon lachen, wenn ich etwas falsch mache. Oder mich trösten, wenn es mich traurig oder ärgerlich macht. Aber von „Feiern“ bin ich noch weit entfernt. Bei Diamanten machen die „Ecken und Kanten“ gerade den Wert aus. Ich wäre tatsächlich lieber „rund“, bin ich aber nicht.
Als der Apostel Paulus betete, Gott solle ihm ein gesundheitliches Leiden wegnehmen, antwortete ihm Gott: „Gerade in deiner Schwäche kommt meine Kraft voll zur Geltung.“ Paulus schreibt: „Ich will also gern stolz auf meine Schwäche sein. Dann kann sich an mir die Kraft von Christus zeigen. Deshalb freue ich mich über meine Schwäche…“ (2.Kor 12,9+10)
Ich weiß nicht, ob ich mich über meine Schwächen jemals freuen werde. Aber es macht mir Mut: Ich muss nicht rund, nicht stark, nicht fehlerlos sein, um „in Ordnung“ zu sein.