Grüße am Morgen
Gastbeitrag von Sr. Irmgard Richter - Evangelische Stadtmission Freiburg e.V.
Beim Morgenspaziergang sehe ich ein Stück vor mir einen Traktor in den Reben.
Als ich auf der Höhe der Reihe bin, in der er gerade auf mich zufährt, betätigt der
Fahrer die Lichthupe und winkt mir zu. Ich kann sein Gesicht nicht gut sehen und habe
keine Ahnung, ob ich ihn kenne. Ich winke zurück und freue mich.
Ein paar Tage später. Ich halte mit dem Auto vor einer Ampel. Auf der Gegenfahrbahn
halten auch Autos. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie der Fahrer eines dieser Wagen
winkt. Er lässt die Fensterscheibe herunter – ich ebenso. Ach, mein Kollege vom
Paulussaal! Für einen Augenblick halten unsere Autos nebeneinander – ich in der
einen, er in der anderen Richtung. „Guten Morgen!“ „Wünsche Dir einen schönen
Tag!“ „Ebenso!“ Noch Minuten später habe ich ein Lächeln auf meinem Gesicht.
Heute Morgen – wieder im Rebberg. Zwei Männer hören laut Musik, während sie die
unnützen Triebe wegmachen. Ich bin schon vorbei, da höre ich ein „Guten Morgen!“,
das sogar die Musik übertönt. Ein Mann mit dunkler Haut winkt mir zu – und ich freue
mich, rufe und winke zurück.
Es ist so einfach – und so wirksam: Andere Menschen wahrnehmen – ob ich sie kenne
oder nicht. Und sie grüßen, egal, ob mit Worten, mit einem Winken, mit einem
Lächeln. Es bringt kleine Glücksmomente in die Welt. Und das kann die Welt gut
gebrauchen. Ich auf jeden Fall.