Spiritueller Impuls: Ungeliebt, aber wichtig: Schmerz

Ungeliebt, aber wichtig: Schmerz

Gastbeitrag von Sr. Irmgard Richter - Evangelische Stadtmission Freiburg e.V.

Mein Schwager hat aufgrund einer Lähmung kein Schmerzempfinden
in den Beinen. Das hat schon für einige Probleme
gesorgt. Einmal hat er sich schlimme Verbrennungen
zugezogen, weil er zu nah am Ofen saß und die Hitze nicht
spürte. Kürzlich hat er sich selbst das Knie gebrochen, als er
eine ungeschickte Drehung machte. Er merkte es erst am
hörbaren Krachen, dass da etwas kaputtgegangen war.

Schmerz ist so wichtig! Wir mögen ihn nicht, aber er ist ein
notweniges Warnsignal. Auch seelischer Schmerz hat eine
hilfreiche Funktion, obwohl er sehr qualvoll sein kann.
Wenn wir Verluste erleiden, tut Trauer uns einen guten
Dienst, indem sie uns zu Rückzug und Schonung verhilft.
Wenn uns etwas bedroht, ist es sinnvoll, Angst zu haben.
Wenn unsere Grenzen oder unsere Würde missachtet
werden, hilft uns die Wut, für uns selbst einzustehen.
Es ist schlimm, wenn jemand das nicht (mehr) spürt.
So wie die Frau, die mir lächelnd erzählte, wie ihr Mann sie
schlägt und demütigt. Erst meine entsetzte Reaktion ließ sie
ahnen, dass da etwas absolut falsch läuft.

Wie gehe ich mit Schmerz um? Ich kann versuchen, ihn zu
ignorieren oder auszuhalten oder ihn zu betäuben.
Ich kann ihn aber auch als Boten ernst nehmen und fragen:
Was willst du mir sagen?