Wer prägt wen?

Gastbeitrag von Sr. Irmgard Richter - Evangelische Stadtmission Freiburg e.V.

Es wird erzählt: Premierminister Winston Churchill spazierte einmal mit seiner Frau
durch die Straßen von London. Ein Straßenfeger sprach seine Frau an. Die blieb stehen
und unterhielt sich eine Weile mit dem Mann, während Churchill schon weiterging.
Später fragte Churchill seine Frau: „Worüber habt ihr so lange gesprochen?“
Sie: „Ach, wir kennen uns von früher. Er war damals sogar ein bisschen verliebt in
mich.“ Ihr Mann schmunzelte: „Siehst du, wenn du ihn geheiratest hättest, wärest du
heute die Frau eines Straßenfegers.“ Sie: „Nein, Liebling. Wenn ich ihn geheiratet
hätte, wäre er heute Premierminister.“

Die Psychologie weiß: wir Menschen überschätzen den Einfluss, den wir auf andere
Menschen haben. Und wir unterschätzen den Einfluss, den andere Menschen auf uns
haben, oder den Einfluss, den Situationen auf uns haben. Das ist an sich nicht schlecht,
denn es tut unserem Selbstbewusstsein gut und es motiviert uns. Eltern und Erzieher
wären frustriert, wenn sie sich immer klarmachen würden, wie begrenzt ihre
pädagogische Wirksamkeit ist.

Andererseits kann es nützlich sein zu wissen, dass wir selbst beeinflussbar sind.
Manchmal können wir wählen, wodurch wir uns beeinflussen lassen. Welche
Menschen sollen mich prägen? Ich muss nicht alle Kontakte, in die ich „hineingerate“,
auch weiter pflegen. Welche Bücher, Filme und Bilder sollen meine Gedanken füllen?
Gut, dass es bei Medien eine Abschalt-Funktion gibt. Wer sind meine Vorbilder?
Was tut mir gut? Wohin möchte ich mich entwickeln? Was sind meine Ziele?