Spiritueller Impuls: Wild und schön

Wild und schön 

Gastbeitrag von Sr. Irmgard Richter - Evangelische Stadtmission Freiburg e.V. 

Frühlingsblumen sind der Renner! Nach der grauen und dunklen Winterzeit sind nicht nur die Gärtnereien voll mit Primeln, Narzissen, Hyazinthen und Tulpen, sondern sogar die Supermärkte. Es gibt sie in allen möglichen Farben – aber es gibt sie auch in „wild“. Nicht so groß, nicht so genormt und geformt, wie man sie kaufen kann. Klein und oft unscheinbar wächst hier etwas zwischen den Reben: wilde Tulpen und Traubenhyazinthen, dazwischen Löwenzahn.

Ich frage mich, was mir besser gefällt, und kann mich nur schwer entscheiden. Ich mag die großen, farbenfrohen Tulpen. Aber diese kleinen, gelben sehen auch sehr elegant aus. Die großen Hyazinthen verbreiten einen intensiven Geruch – der ist mir manchmal schon zu stark.

Was ich im Laden kaufen kann, ist auf Größe und Schönheit hin gezüchtet. Das Kleine, Wilde ist das Ältere, Ursprüngliche. Man muss sich bücken und genau hingucken, um es wahrzunehmen. Aber ich finde es wunderschön in seiner Art.

Menschen sind (zum Glück!) auch nicht perfekt und genetisch manipuliert. Manches ist ein bisschen „klein“, manches ein bisschen unscheinbar – oder sogar ein bisschen „wild“. Aber jeder Mensch ist schön auf seine Art. Manchmal muss man eben ein bisschen genauer hingucken.