Achtung Baustelle!
Gastbeitrag von Sr. Irmgard Richter - Evangelische Stadtmission Freiburg e.V.
Meinen Sommerurlaub verbringe ich zum Teil mit einer Gruppe von Mitschwestern aus meiner Gemeinschaft. Hier machen wir gerade einen Ausflug. Im Hintergrund eine Kirche, an der gerade gebaut wird. Mir kam der Gedanke: Gottes Kirche ist auch im übertragenen Sinn eine Baustelle – und zwar eine Dauerbaustelle. Nie fertig! Immer ist etwas kaputt, hässlich, veraltet oder funktioniert nicht so, wie es gedacht war. Vieles kann man an der Kirche kritisieren.
Unsere Schwesterngemeinschaft ist auch eine Baustelle. Immer ist irgendetwas ungut. Es gibt Konflikte, Tratsch, Versagen und andere unschöne Dinge.
Ich selbst bin auch eine Baustelle. Immer wieder gehe ich nicht gut um mit mir selbst und anderen. Immer wieder schaffe ich nicht das, was ich mir vorgenommen hatte.
Ich staune darüber, dass Gott so viel Geduld hat mit allen diesen Baustellen. Er gibt sie nicht auf. Perfektion ist keine Bedingung dafür, von ihm geliebt zu werden. Er nimmt uns an, wie wir sind – unfertig, fehlerhaft, zerbrechlich. Und er „baut“ an uns – ständig, geduldig und beharrlich, mit einer Vision davon, was aus uns noch werden könnte.
Darum möchte ich auch Geduld haben – mit mir selbst, meinen Mitschwestern und mit der Kirche. Ich möchte barmherzig sein, so wie Gott mit uns allen barmherzig ist.