Manic Mondays
Gastbeitrag von Martina Steinbrecher, Karlsruhe, Evangelische Kirche.
Auf der Kaffee-Maschine in unserem Büro klebt eine Postkarte: „Lieber Kaffee, heute ist Montag. Deswegen musst du jetzt ganz stark sein!“ Immer wieder entlockt mir der Spruch ein Lächeln, wenn ich mir da montags den ersten Kaffee der Woche rauslasse. Von allen Tagen der Woche hat der Montag das schlechteste Image. Das Wochenende liegt gerade erst hinter einem; das nächste ist noch maximal weit entfernt. Die Fehlerquote bei der Arbeit ist hoch. Restaurants haben Ruhetag, Museen sind geschlossen. Montags hat anscheinend kein Mensch Lust, irgendetwas anderes zu tun als den Tag möglichst schnell hinter sich zu bringen.
„Am Montag“, heißt es in der Bibel, „am Montag schuf Gott, Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis lag auf der Tiefe, und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser …“ Nein, so steht das natürlich nicht da. Von Montagsarbeit ist in der Bibel keine Rede. Die Schöpfungsgeschichte erzählt zwar davon, dass Gott die Welt in sechs Tagen geschaffen und sich am siebten ausgeruht hat, aber Lebensrhythmen und eine sinnvolle Ordnung der Zeit entstehen erst mit der Schöpfung. Vor der Schöpfung gibt es nichts. Keinen Raum und keine Zeit und also auch keine Siebentagewoche. Korrekt heißt es in der Bibel: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis lag auf der Tiefe. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war. Da ward aus Abend und Morgen ein erster Tag.“ Dieser allererste Tag der allerersten Woche war wunderschön und strahlend.
So hilft mir die Schöpfungsgeschichte, einen anderen Blick auf die unliebsamen Montage zu werfen. Denn in jedem Montag steckt auch der Charme des Anfangens. Jeder Montag ist der Anfang einer neuen Arbeitswoche, der Anfang neuer Chancen und Ideen, der Anfang einer erst noch zu entdeckenden Welt. Gott hat das Licht angeknipst, damit auch dir die Welt in einem neuen Licht erscheint, damit du dich ans Werk machst wie er, das Chaos bändigst und die Leere füllst. Also trau diesem Anfang, gib dir einen Ruck und sag: „Liebes Leben, heute ist Montag. Deswegen kann ich heute ganz stark sein.“