10. Dezember – Zivilcourage braucht Mut

Zivilcourage braucht Mut

Heute ist der Tag der Menschenrechte – in einer Zeit wie dieser vielleicht eine Erwähnung mehr Wert. In der Ukraine sterben Menschen in einem aufgezwungenen Krieg, in Russland werden Regimegegner für Jahre in Arbeitslagern weggesperrt, China geht mit regimekritischen Personen nicht anders um, der Iran reagiert brutal auf die friedlichen Proteste seiner Bürger*innen gegen politische Unterdrückung. Sicherlich habe ich an dieser Stelle nur die in den Medien aktuell sichtbarsten Themen angesprochen.

Menschenrechte und Mut – das gehört für mich zusammen. Aber was sind überhaupt Menschenrechte? Laut dem Institut für Menschenrechte handelt es sich um „Rechte, die jedem Menschen zustehen. Sie gelten für alle Menschen – einfach weil sie Menschen sind, jederzeit und überall, „ohne irgendeinen Unterschied, etwa aufgrund rassistischer Zuschreibungen, nach Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Überzeugung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand“ (Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, Artikel 2). Grundlage der Menschenrechte ist die Annahme, dass alle Menschen die gleiche Menschenwürde besitzen und gleichberechtigt sind.“ Den Grundstein für den Menschenrechteschutz legten die Vereinten Nationen mit der Verkündung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte 1948, nach den Gräueltaten des Naziregimes und des Zweiten Weltkriegs. Das Dokument ist dynamisch und entwickelt sich stetig weiter. Es wurde in 500 Sprachen übersetzt und ist damit das meistübersetzte Dokument der Welt. Es ist jedoch nicht rechtsverbindlich, weshalb die Menschenrechte anschließend in Menschenrechtsabkommen verankert wurden (aktuell 9 an der Zahl), dazu kommen diverse regionale Menschenrechtsverträge.

Trotzdem werden an zu vielen Orten der Welt noch immer oder wieder Menschenrechte massiv verletzt. Wie kann das sein, frage ich mich? Das Institut für Menschenrechte schreibt dazu: „Die Verwirklichung der Menschenrechte ist kein gradliniger Prozess. Immer wieder gibt es Rückschläge. Dann müssen Menschenrechte aufs Neue verteidigt, eingefordert und erstritten werden. Menschenrechte sind ein Anfang. Weil es sie gibt, befürchten Regierungen, die sie verletzen, dass sie von anderen Staaten kritisiert und mit Sanktionen belegt werden können.“ Erbaulich ist diese Aussage nicht gerade.

Bringt der Einsatz für Menschenrechte überhaupt etwas? Die Geschichte zeigt, dass auch Einzelne die Geschicke der Welt beeinflussen können. Beispiele sind Mahatma Ghandi, Nelson Mandela, Shirin Ebadi oder Sihem Bensedrine. Das alles sind Menschen, die vor allem mit Mut, Gewaltlosigkeit und Zivilcourage erfolgreich für die Rechte der anderen kämpf(t)en - dafür aber auch verfolgt, mit Repressalien belegt, isoliert oder sogar ermordet wurden. Ihre Geschichte zeigt aber auch, dass und wie eine Bewegung entstehen kann und dass politischer Druck, öffentliche Kritik sowie Protest wirksame Mittel sind, um Menschenrechte durchzusetzen.

Hier in Europa werden die Menschenrechte inzwischen weitgehend geachtet. Ein Glück für uns. Aber auch wir konsumieren und nutzen täglich Dinge, die aus allen Teilen der Welt kommen und dort unter unmenschlichen Bedingungen abgebaut oder hergestellt werden. Denken wir nur an die Rohstoffe, die in unseren elektrischen Geräten verbaut sind, oder an unsere Kleidung, die u.a. in Bangladesch produziert wird. Deshalb tragen auch wir eine Mitverantwortung dafür, dass Menschenrechte auch außerhalb von Europa eingehalten werden. Mit dem Einsatz für Menschenrechte leben wir unsere Menschlichkeit. Das geht auch im Kleinen, vor Ort im Alltag, indem wir unser Gegenüber achten und Ausgrenzung entgegentreten. Schon das erfordert oftmals viel Mut und bringt die Einhaltung der Menschenrechte weiter voran.

Ich schließe mit einem Zitat von Aung San Suu Kyi, das mich insbesondere in der jetzigen Zeit, in der viele das Gefühl haben (weltpolitisch) wenig tun zu können, sehr bewegt: "Wenn Du dich hilflos fühlst, hilf anderen".