An Heiligabend - Die sieben Mutmach-Engel der Weihnacht

Die sieben Mutmach-Engel der Weihnacht

Gastbeitrag von Traugott Schächtele  - Prälat im Kirchenkreis Nordbaden und Vorsitz im Aufsichtsrat des Diakonischen Werkes Baden

An Heiligabend haben die Engel Hochkonjunktur. Kein Weihnachtsspiel, in dem sie nicht eine 
entscheidende Rolle spielen. Kaum ein Weihnachtslied, in dem sie nicht vorkommen. Kein 
Krippenensemble, gemalt oder mit richtigen Figuren aufgebaut, in dem sie fehlen. 
Weihnachten ohne Engel – das geht nicht! Engel, das sind die Mutmachwesen, die die Träume 
der neuen Welt Gottes schon ein klein wenig Wirklichkeit werden lassen. Habt keine Angst, 
sagen sie. Oder Friede für alle Menschen auf der Erde. Keine Frage, wir haben sie nötig, 
die Engel! 
In der Tradition der alten Berichte tragen die Engel Namen: Raphael, Uriel und - mit den 
meisten Auftritten - Gabriel. Er hat das dichteste Programm im Drehbuch der Weihnacht. 
Ich überlege: Auf welche Engel käme es heute an? Welche würde ich mir herbeiwünschen? 
Und wie würden ihre Namen heute lauten? Sieben sind mir eingefallen. 
Aber ich bin sicher, wir bräuchten sogar noch ein paar mehr.

Der Erste: Der Engel des guten Wortes: „Du bist mir wichtig!“, sagt er. 
Und: „Am Ende wird alles gut!“

Der Zweite: Der Engel des zuversichtlichen Blicks: „Schau nicht nur zurück, schau nach vorne!“,
sagt er. Und: „Die Lösung liegt in der Zukunft. Nicht irgendwann ganz fern. Sondern bald!“

Der Dritte: Der Engel des solidarischen Handelns: „Bleib nicht sitzen auf der Tribüne des Lebens.
Schau nicht nur zu!“, sagt er. Und: „Nur wenn du dich einmischst, kannst du etwas verändern. 
Für dich! Und für die Menschen an deiner Seite!“

Der Vierte: Der Engel des offenen Ohrs: „Hör erst mal hin!“, sagt er. „Du weißt nicht immer gleich
alles besser. Nimm erst mal richtig wahr, was dir dein Gegenüber zu sagen hat.“ Und: „Nur wer 
zuhören kann, kann dann auch zupacken. Und dann auch etwas verändern.“

Der Fünfte: Der Engel der wohltuenden Nähe: „Bleib nicht immer auf Distanz!“, sagt er. 
„Trau dich, Nähe zu zeigen. Gib den Sicherheitsabstand auf!“. Und: „Nichts fehlt den Menschen so
sehr wie Menschen, die mit ihnen ein Stück ihres Wegs mitgehen. 
Dann wird’s gleich wärmer in der Welt.“

Der Sechste: Der Engel der Genügsamkeit: „Du musst nicht alles haben!“, sagt er. „Es braucht so 
wenig, um glücklich zu sein im Leben!“ Und: Aus dem Loslassen wächst dir Kraft zu. 
Probier’s einfach mal!“

Der Siebte: Der Engel des neuen Weges: „Schau, ganz selten führt nur ein Weg ans Ziel. Verlass 
doch einmal die eingetretenen Pfade. Schlag einfach einmal eine andere, neue Richtung ein. 
Du wirst Überraschendes und Beflügelns erleben.“ Und: „Du wirst sehen, was dir bisher 
entgangen ist!“

Es würde mir Spaß machen, ein neues Weihnachtskrippen-Ensemble zu gestalten. Mit lauter 
Menschen, die mutig aufbrechen: Wie Maria und Joseph, die den Mut haben, die überkommenen 
Konventionen aufzugeben. Die darauf verzichten, eine heilige Familie zu werden. Die dafür 
aber die Lösungen finden, die sie für ihr Leben brauchen. Wie die Hirten, die ihren 
alltäglichen Routinen einfach einmal entfliehen. Die mutig dorthin gehen, wo ihr Leben eine
neue Richtung bekommt. Wo sie neuen Sinn für sich entdecken. Wie die weisen Sterndeuter aus
dem Fernen Osten, die es mit einem mutigen Herzen riskieren, für Spinner gehalten zu werden. 
Weil ein Stern ihnen den Weg zeigt. 
Am Ende sind sie alle dahin aufgebrochen, wohin ihr Herz sie tragen wollte. Mut meint nichts 
anderes, als der Stimme des eigenen Herzens zu folgen. Und sich von anderen nicht abhalten zu 
lassen. An Weihnachten feiern wir, dass Menschen uns mit ihrer Lebensgeschichte diesen Mut 
vorleben. Weil Engel sie dabei unterstützt haben. Und weil sie irgendwie etwas entdecken, 
das sich anfühlt wie Gottvertrauen.

Suchen Sie sich Ihren Engel aus! Einen Engel aus den sieben. Oder noch einmal einen ganz 
anderen. Es lohnt sich. Ich bin ganz sicher. Und auf einmal wird‘s heute wirklich Heiligabend.