Achtung Achtsamkeit! - Meditationen über Mental Health
Ziemlich praktisch: wie verhilft Meditation zur Achtsamkeit? - Teil 3 der dreiteiligen Serie
Gastbeitrag von Alan Herweg – Psychologischer Berater
Mental Health kämpft sich langsam aus ihrem Ruf heraus, nur ein Luxus zu sein. Es wird erkannt, dass es hierbei nicht nur um wärmenden Tee, ähnlich warme Worte und ungefragte Ratschläge geht, sondern um das, was uns zum Menschen macht: unser Bewusstsein.
Genauer gesagt, unser Selbstbewusstsein. Der Mensch ist ein Tier und, dass er als Tier über sich selbst nachsinnen kann, macht ihn zum Menschen. Die möglichen Funde dieser Sinnsuche sind mannigfaltig und wurden in den ersten beiden Teilen dieser Serie vorgestellt: wann herrscht eigentlich mentale Gesundheit? Und: wie genau hilft dabei Achtsamkeit?
Nun ist es Zeit, mit dieser sattelfesten Theorie nicht nur den eigenen brennenden Kittel zu betrachten, sondern praktisch in die Umsetzung zu gelangen und zu löschen. Hier kommen wir endlich zur Meditation!
Meditation ist konzentriert geübte Achtsamkeit, also quasi eine mentale Altersvorsorge. Das Training für den späteren Ernstfall. Dieses spendet unseren Kitteln einiges an Brandschutz vorab. Wenn sie aber doch Feuer fangen sollten, hilft uns die Meditationserfahrung auch im konkreten Moment. Sie verleiht positive Distanz, somit Sicherheit. Das Ergebnis: eine achtsamere Perspektive, also eine Neubewertung des Ist-Zustandes.
Wie fange ich jetzt an zu meditieren?! Glückwunsch: direkt! Meditation ist eine unmittelbar heilsame Verhaltensweise, welche völlig niedrigschwellig ist und direkt ausgeübt werden kann. Sie brauchen kein Equipment. Sie brauchen nur sich selbst. Also:
Nehmen Sie gerne eine Sitzhaltung ein, die eine kleine Weile beibehalten werden kann.
Stellen Sie einen Timer auf drei Minuten.
Halten Sie den Körper ruhig.
Spüren Sie, wo Ihr Körper Ihre Unterlage berührt.
Spüren Sie dann, wie Sie ein- und ausatmen.
Sie spüren den Luftstrom an der Nase. Und wie sich Bauchdecke oder Brust heben.
Verfolgen Sie nur noch aufmerksam diese Sinnesreize Ihres Atems.
Ja! Es werden Gedanken aufkommen. Nein! Sie können und müssen NICHT nichts denken!
Sobald Sie merken, dass Sie denken: akzeptieren Sie diesen Gedanken. Ohne Ärger! Sonst denken Sie ja wieder über einen Gedanken nach.
Bringen Sie Ihre Aufmerksamkeit einfach wieder zurück zum Atem.
Sie haben nichts falsch gemacht. Ganz im Gegenteil.
Sie haben einen uneingeladenen Gedanken bemerkt. Bestens! Genau das ist das Ziel der Übung!
Einfach wieder zurück zum Atem. Immer und immer wieder.
Sie können nichts falsch machen. Müssen dafür nichts weiter können.
Erlauben Sie sich einfach, sich nicht in Gedanken zu verwickeln.
Bleiben Sie beim Atem. Alles andere darf jetzt nicht wichtig sein.
Alles andere wird nach der Meditation behandelt.
Diese drei Minuten gehören nur Ihnen und Ihrem Atem.
Wiederholen – bis der Timer sich meldet.
Das war’s schon! Vorgelesen ist das auch sogleich eine geführte Meditation. Essentiell ist hier eben auch, wirklich ins Erleben zu kommen. Wissen und Erfahren sind unterschiedliche Modi. Gönnen Sie sich diese drei Minuten. Sie werden spüren, was passiert. Was dahintersteckt. Und wie die Meditation zukünftig helfen kann, sich auch mit brennendem Kittel schwierigen Gedanken und Gefühlen zu stellen.
Ohne zu verdrängen. Ohne abzustumpfen. Sondern durch beobachten, aber angenehm distanziert. Neugierig, aber nicht involviert: weder bewerten, noch reagieren. Einfach nur betrachten. Das haben Sie sich verdient.
Vielleicht bleiben am Ende dieser Serie nun Fragen offen. Meditation hat natürlich noch viele weitere heilsame Gesichter. Das ist die Tücke an lediglich drei mal dreitausend Zeichen! Da ich aber natürlich nichts ungeklärt hinterlassen will: kontaktieren Sie mich gern und ich antworte Ihnen nicht minder gern. In diesem Sinne: erbaulichste Freude beim Durchatmen!
Zum Autor: Alan Herweg ist psychologischer Berater. Er widmet sich existenziell wie rational dem menschlichen Bewusstsein und wie dessen Potential für die alltägliche Mental Health ausgeschöpft werden kann.