Fehlerlos?
Gastbeitrag von Sr. Irmgard Richter - Evangelische Stadtmission Freiburg e.V.
In der Schwesternschaft, zu der ich gehöre, nutzen wir Autos gemeinsam.
Sie sind Eigentum des Mutterhauses. Als junge Schwester hatte ich einen Unfall
verursacht mit einem gewissen Sachschaden. Ich war bedrückt und machte mir
Vorwürfe. Als ich mit unserer damaligen alten „Hausmutter“ darüber sprach,
nickte sie und lächelte und vertraute mir an: „Ich habe noch nie einen Autounfall
gemacht. Weißt du, warum? Ich habe keinen Führerschein.“
Bis heute mache ich ungern Fehler. Aber ich muss oft an die alte „Hausmutter“
denken. Nur wer nichts macht, macht nichts falsch. Ich versuche, mein Bestes zu
geben. Aber ich versuche auch, mir Fehler zu verzeihen – mir und anderen.
Ich habe teilweise hohe Ansprüche an mich. Denen kann ich nicht immer
genügen. Wenn ich Dinge nicht schaffe, die mir eigentlich wichtig sind, bin ich
herausgefordert. Versuche ich, meine Fehler kleinzureden, schönzufärben,
vor mir und anderen zu verstecken? Mache ich andere dafür verantwortlich?
Mache ich mich selber fertig und bestrafe mich dafür?
Oder kann ich dazu stehen? „Das war ein Fehler. Ich habe mich geirrt, vertan,
verspätet, verkalkuliert… Mein Fehler! Ich übernehme dafür die Verantwortung,
aber ich verdamme mich nicht dafür. Ich bin ein Mensch. Ich bin nicht perfekt
und werde es nie sein. Aber ich bin okay als Mensch und ich versuche mein
Bestes. Nur wer nichts macht, macht nichts falsch.“