Spiritueller Impuls: Freuen oder nicht freuen?

Freuen oder nicht freuen?

Gastbeitrag von Sr. Irmgard Richter - Evangelische Stadtmission Freiburg e.V.

Dieser Spruch irritiert mich. Über Regen freue ich mich meistens nicht so sehr.
Und ich finde das normal. Klar, ich freue mich gern. Aber dazu braucht es einen
guten Grund. Sonnenschein zum Beispiel.
Ich kann mir Argumente vorstellen, warum man sich auch über Regen freuen
kann: weil die Pflanzen dringend Wasser brauchen oder weil es viel zu staubig
und zu heiß ist. Aber darum geht es hier ja nicht.
Ich soll mich freuen, weil ich nichts daran ändern kann, dass es regnet.
Meine schlechte Laune macht das Wetter nicht besser. Eine ehemalige
Schulfreundin fällt mir ein. Ein typischer Spruch von ihr bei blöden Situationen
war: „Jetzt könnte ich heulen oder lachen. Dann lach ich doch lieber.“
Ich ertappe mich dabei, dass ich manchmal keine Lust habe, gut drauf zu sein.
Habe ich nicht ein Recht auf schlechte Laune? Wenn es regnet oder wenn ich
im Stau stehe oder wenn ich erkältet bin?
Es macht mich nachdenklich: Unangenehme Situationen kann ich oft nicht
ändern. Aber ich kann Einfluss darauf nehmen, was sie mit mir machen –
ob sie mich runterziehen oder nicht.
Der Gedanke gefällt mir. Ich bin nicht nur ausgeliefert und ohnmächtig.
Ich kann etwas tun, damit es mir gut geht.
Therapeuten sagen: ich kann aktiv Einfluss nehmen auf meine Befindlichkeiten –
schon damit, dass ich mich aufrecht hinsetze oder hinstelle. Ich kann die Arme
ausbreiten und den Mund zu einem Lächeln verziehen – und schon hebt sich
die Stimmung.
Worauf hab ich jetzt gerade Lust? Freuen oder nicht freuen?