Gewitter reinigt die Luft

Gastbeitrag von Sr. Irmgard Richter - Evangelische Stadtmission Freiburg e.V.

Es war nur ein kleines Gewitter in der Nacht von Sonntag auf Montag. Der Sonntag war
ausgesprochen heiß. Das Gewitter hat nicht sehr viel Regen gebracht, doch am Montag
ist die Luft etwas frischer, der Himmel klarer, die Wege sind nicht mehr so staubig, es
weht ein leichter Wind. Alles ist viel angenehmer.

„Gewitter reinigt die Luft.“ Das Sprichwort will sagen: Wenn da zwischen Menschen
„dicke Luft“ ist, wenn es Spannungen gibt, wenn Konflikte vielleicht unausgesprochen
„in der Luft liegen“, dann kann es helfen, wenn es endlich mal so richtig „knallt“.

Ganz ehrlich: Ich mag keinen Streit. Ein Teil in mir hat regelrecht Angst davor. 
Aber ich mag auch keine „schlechte Luft“ in Beziehungen. 
Vielleicht kennen Sie das auch: Alle „reden um den heißen Brei herum“. 
Man „fasst einander mit Samthandschuhen an“.
Man tut, als wäre nichts, dabei spürt jeder, dass da etwas nicht stimmt. Und auch das
habe ich schon erlebt: Ich habe mir „ein Herz gefasst“ und spreche eine solche Lage an:
„Was ist eigentlich los? Stimmt etwas nicht?“ Und ich bekomme zur Antwort: „Nichts.
Alles gut.“ Dabei habe ich den Eindruck, dass es gar nicht gut ist. Aber vermutlich
haben auch die anderen Angst vor „Gewittern“.

Ich habe gelernt, vor einem solchen Versuch erst einmal „anzuklopfen“. „Ich hab etwas
auf dem Herzen. Können wir reden?“ Ich möchte mich nicht abfinden mit schwelenden
Konflikten. Man kann lernen, offen damit umzugehen. Selbst wenn es dann auch mal
„knallt“.