Macken – Die Zweite

Gastbeitrag von Sr. Irmgard Richter - Evangelische Stadtmission Freiburg e.V.

Letzte Woche schon schrieb ich: Mich erinnert dieser Teller mit Macke daran,
wie wir Menschen sind. Dazu gehört: Wir sind, wie dieser Teller, begrenzt in unseren
Möglichkeiten
. Ich kann von dem Teller zwar Kuchen essen, aber zum Kaffeetrinken
eignet er sich nicht. Ich kann Äpfel drauf legen, aber für Suppe ist er nicht besonders
gut geeignet. Ich persönlich kann ganz gut schreiben, aber wenn ich eine Wunde
versorgen oder Finanzen buchen sollte, käme ich an meine Grenzen. Ich kann
Gitarre spielen, aber am Klavier bin ich hilflos. Einer kann sich Informationen gut
merken, ein anderer muss immer wieder nachlesen. Eine hat immer einen Scherz
parat, eine andere ist eher still. Jede und jeder von uns ist in seinen Möglichkeiten
begrenzt.

Zuletzt: So wie dieser Teller, sind wir einzigartig und manchmal auch eigenartig.
Heute würde ich mir so ein Muster nicht mehr aussuchen – mein Geschmack hat
sich seit meiner Teenagerzeit verändert. Heute finde ich anderes schön. Meiner
Mutter gefällt der Teller aber heute noch sehr gut.
Auch ich bin nicht jedermanns Geschmack – und muss es auch nicht sein.
Und nicht jede Person muss mir gefallen. Das ändert aber nichts daran, dass jede
und jeder einen einzigartigen Wert und eine eigene Würde besitzt.

Ich bin nicht Gott. Ich bin auch nicht Superman. Ich bin ein Mensch – fehlerhaft,
verletzlich, begrenzt und einzigartig
. Und so darf ich sein. So dürfen auch die
anderen sein um mich herum. Wenn ich es mir erlauben könnte und den anderen
auch – das wäre doch was! Dann könnte viel Entspannung einsetzen, dann hätten
Freundlichkeit und Großzügigkeit eine gute Chance.
Es geht nicht um Schlamperei und faule Entschuldigungen für Fehler. Aber um eine
Atmosphäre der Barmherzigkeit und Leichtigkeit. Und das wünsche ich uns allen.