Rosarot und himmelblau

Gastbeitrag von Sr. Irmgard Richter - Evangelische Stadtmission Freiburg e.V.

Verliebte, so sagt man, sehen die Welt durch eine rosarote Brille. Wer trauert oder
erschöpft ist, empfindet manchmal, dass alles wie hinter einem dunklen Schleier
erscheint. Durch welche „Brille“ sehen Sie die Welt?

„Die Dinge sind nicht, wie sie sind, sondern wie wir sie ansehen.“
Überzeugungen, Erfahrungen, Prägungen bestimmen darüber, wie wir Menschen,
Dinge oder Situationen wahrnehmen. Das ist uns oft nicht so bewusst.

Eine riesengroße Brille auf der Schwäbischen Alb zwischen Hülben und
Grabenstetten lädt Wanderer ein, die Landschaft mal ganz anders zu betrachten.
Merkwürdig ist: eines der zwei Gläser blickt in eine völlig andere Richtung: nach
oben zum Himmel, ins Blaue. Ich denke nicht, dass Gott irgendwo „oben“ ist.
Aber für mich ist es wie ein Symbol dafür, dass es noch etwas anderes gibt als diese
Erde. Ich möchte gern beides im Blick haben: das Sichtbare und die unsichtbare
Wirklichkeit, in der Gott lebt. Ich möchte Gott und die Erde „zusammensehen“
lernen – die Welt als Gottes Schöpfung, die Menschen als seine geliebten Kinder.