Pusteblume

Sich „aus-samen“

Gastbeitrag von Sr. Irmgard Richter - Evangelische Stadtmission Freiburg e.V.

Fragen Sie sich auch manchmal, was von dem, was Sie tun,
übrig bleibt? Tag für Tag investieren Sie Kraft, Zeit, Fähigkeiten,
sind abends erschöpft. Und wo ist das Resultat? Was kann man
vorweisen? Klar: Gehalt auf dem Konto. Aber das ist doch
irgendwie „virtuell“.

Ich habe schon Handwerker beneidet. Ein Dach, einen Mantel,
ein Brot kann man vorzeigen. Aber wenn ich als Lehrerin Kinder
unterrichte oder als Pflegekraft alte Menschen versorge
oder als Hauswirtschafts-Mitarbeiterin spüle – jeden Tag
dasselbe Geschirr – und am nächsten Tag wieder?

Ich las in einer Zeitschrift ein Interview mit einer alt gewordenen
Wissenschaftlerin. Sie wurde nach ihrem Lebenswerk gefragt.
Manche ihrer Forschungen sind inzwischen überholt. Sie sagte:
„Wir samen uns aus, wie Pflanzen.“ Das hat mir gefallen. Sie
wollte damit sagen: Alles, was wir tun, und alles, was wir sind
und wie wir sind, hinterlässt etwas in der Welt. Auch wenn wir
vergehen, auch wenn wir den Eindruck haben, wir werden nur
„verbraucht“, ist das in Ordnung, denn es kann nicht sein, dass
nichts von uns ausgeht. Im Lied einer christlichen Sängerin heißt
es: „Es geht nichts verloren, wenn sich Liebe verschenkt.“

So möchte ich das sehen. Ich möchte gelassen Tag für Tag das
tun, was gerade anliegt. Es muss kein vorzeigbares Ding sein, das
mein Leben überdauert. Auch kleine Samen bergen neues Leben.