Spiritueller Impuls: Unvorstellbar

Unvorstellbar

Gastbeitrag von Sr. Irmgard Richter - Evangelische Stadtmission Freiburg e.V. 
Text von Rainer Heimburger, Dekan im Kirchenbezirk Breisgau-Hochschwarzwald

Wie war Ihr Ostern? Haben Sie gutes Essen, Zusammensein mit der Familie und
vielleicht einen schönen Spaziergang in der erwachenden Natur genossen?
Dabei ist Ostern ursprünglich weder ein Frühlings- noch ein Familienfest.
Christen feiern an Ostern die Auferstehung von Jesus und damit die Hoffnung,
dass auch wir nach dem Tod nicht im Nichts, sondern im Leben landen werden.
„Unvorstellbar!“, ruft die alte Dame, die ich besuche. „Auferstehung? Das kann
ich nicht glauben. Mit dem Tod ist alles aus!“ Sie ist in guter Gesellschaft mit
ihrer Meinung. Eine Umfrage hat ergeben: Der Glaube an ein Leben nach dem
Tod nimmt mit zunehmendem Alter ab. Über die Hälfte aller über 60-Jährigen in
Deutschland sind der Ansicht, dass nach dem Tod nichts mehr kommt.
Woran das liegt? Vielleicht hat es damit zu tun, dass über 60-Jährige öfter bei
Bestattungen dabei sind als junge Menschen. Wer von einem Verstorbenen
Abschied nehmen musste und bei der Berührung spürte, wie kalt die Leiche ist;
wer sieht, wie der Sarg oder die Urne ins Grab hinabgelassen wird… Der kommt
doch ins Grübeln: „Wie kann das gehen: Auferstehung und neues Leben?
Unvorstellbar!“
Den Freunden von Jesus ging es damals übrigens genauso. Dass ihr zu Tode
gefolterter Freund von Gott auferweckt worden ist, konnten sie erstmal nur
schwer glauben. Bei einigen brauchte es Tage, bis der Groschen fiel.
Denn die Auferweckung von den Toten ist ohne Parallele und deshalb wirklich
unvorstellbar. Wie so etwas möglich ist? Ich weiß es nicht. Die Antwort
überlasse ich getrost Gott. Schon früh tauchte übrigens auf den Grabsteinen der
ersten Christen das Symbol des Schmetterlings auf. Das ist ein starkes Bild.
Aus dem toten Kokon entsteht ein ganz anderes, neues Wesen. Die vorherige
Gestalt der Raupe ist verwandelt in einen Schmetterling, eine Möglichkeit, von
der die Raupe nicht einmal träumen konnte. Eben unvorstellbar.