Was denn noch alles?

Gastbeitrag von Sr. Irmgard Richter - Evangelische Stadtmission Freiburg e.V.

Seit drei Wochen ist es der Krieg in der Ukraine. Dabei haben wir Corona doch noch
gar nicht ausgestanden und die Fallzahlen steigen sogar wieder. Von der Klimakrise
wagt man zurzeit kaum mehr zu reden – und ganz zu schweigen ist von anderen,
ebenfalls bedrängenden Problemen.

Ich erlebe, dass sich Menschen in hohem Maß engagieren, um den Geflüchteten zu
helfen und die Menschen im Kriegsgebiet mit Hilfsgütern zu unterstützen. Unglaublich,
wie viel gerade gespendet wird! Vielleicht ist es das Gefühl von Ohnmacht, das ein
bisschen erträglicher wird, wenn man „etwas tun“ kann. Ich erlebe aber auch, dass
Menschen einfach keine Kapazität mehr haben, Leid an sich heranzulassen. „Ich höre
keine Nachrichten!“ Auch das ist eine Strategie. Manche haben schon in ihrem ganz
privaten Leben so viel Schweres zu verkraften. Ich kann verstehen, dass es irgendwann
einfach zu viel ist.

Und dann gibt es die, die beten. Das mache ich auch. Ich bin überzeugt, dass Gott
Frieden will und dass er Einfluss nehmen kann auf Menschen und Mächte. Dennoch:
in manchen Augenblicken gestehe ich mir nüchtern ein, dass Gott ganz offensichtlich
kein leicht verfügbarer „Wunsch-Erfüller“ ist. Wenn das Friedensgebet zunächst einmal
keinen Frieden bringt, was bringt es dann? Mir bringt es Entlastung und Zuversicht.
Ich möchte die Hoffnung nicht verlieren. Ich denke an Worte von Martin Luther King:
„Wenn unsere Tage verdunkelt sind und unsere Nächte finsterer als tausend
Mitternächte, so wollen wir stets daran denken, dass es in der Welt eine große,
segnende Kraft gibt, die Gott heißt. Gott kann Wege aus der Ausweglosigkeit weisen.
Er kann das dunkle Gestern in ein helles Morgen verwandeln.“