Spiritueller Impuls: Was ist gut? - Teil 3

Was ist gut?

Teil 3

Gastbeitrag von Sr. Irmgard Richter - Evangelische Stadtmission Freiburg e.V.

Die Zeitschrift „Psychologie Heute“ (Ausgabe 04/2020) stellt sieben moralische 
Regeln vor, die auf der ganzen Welt zu finden sind. Hier kommen die letzten zwei.

Regel Nummer sechs: Wir sind fair. Begehrte Dinge können Konflikte
verursachen. Wer bekommt davon wieviel? Allgemein gilt es als besser, Güter zu
teilen als um sie zu kämpfen. Allerdings gibt es unterschiedliche Ansichten
darüber, was gerecht ist. Soll jede(r) gleich viel bekommen? Oder jeweils nach
Bedarf? Oder je nachdem, wieviel er oder sie dafür eingesetzt hat? Es gilt als gut,
darüber zu verhandeln und Kompromisse zu schließen. Es gilt als schlecht,
seinen Freunden und Verwandten Vorteile gegenüber anderen zu verschaffen.

Regel Nummer sieben: Privateigentum wird respektiert. Auch hier geht es um
die Vermeidung von Konflikten um begehrte Güter. „Du sollst nicht stehlen!“
Wenn etwas schon jemandem gehört, darf niemand sonst es sich einfach
nehmen. Es darf auch nicht ungefragt genutzt werden. Wohnungen und private
Grundstücke darf niemand ungefragt betreten.
So weit, so klar. Ich kann mir allerdings Situationen vorstellen, wo diese Regeln
nicht mehr greifen. Was ist mit dem Hungernden, der ein Brot stiehlt?
In der Notzeit nach dem Zweiten Weltkrieg „erlaubte“ der damalige Kölner
Kardinal Frings den Gläubigen, Kohlen und Kartoffeln zu sammeln, die auf
Transporten heruntergefallen waren. Der „Duden“ definiert seitdem das
Tätigkeitswort „fringsen“ so: „etwas aus der Not heraus stehlen“.

Der Mann ist mir sympathisch.