Wunderbar gemacht

Gastbeitrag von Pfr. Thomas Hilsberg - Evangelische Landeskirche in Baden

„Ich danke dir, dass ich wunderbar gemacht bin.“ So lautet ein Gebet in der
Bibel. (Psalm 139, 14)

In einer durchschnittlichen Frauenzeitschrift behandeln zehn Seiten das Thema:
„Ich bin okay, so wie ich bin“. Weitere zehn Seiten widmen sich dem Thema:
„So nehme ich in vier Wochen zehn Kilo ab“. Ja, was jetzt? Okay so, wie ich bin?
Oder doch zehn Kilo zu schwer? Für den Beter von Psalm 139 ist die Sache klar:
Gott hatte einen guten Tag, als er mich ins Leben rief.

Der Mensch ist ein Meisterwerk. Allein unser Gehirn ist einmalig im Universum:
86 Milliarden Gehirnzellen sind da miteinander verbunden. Verdrahtet sind wir
mit 5,8 Millionen Kilometern Nervenbahnen. Wunderbar ist auch, wie wir alle
mit besonderen Gaben ausgestattet sind. Ein freundlicher Charakter, die Gabe
der Musikalität, ein Händchen für Gastfreundschaft... Jeder Mensch hat ganz
besondere Talente.

Trotzdem haben wir auch Gründe, mit uns unzufrieden zu sein. Nicht nur die
zehn Kilo zu viel. Noch übler sieht es aus, wenn wir in uns hineinhorchen. Da ist
das genial konstruierte Gehirn, das sich viel gefährlichen Unsinn ausdenkt.
Die Trägheit, wenn es darum geht, einem Mitmenschen was Gutes zu tun. Auch
wenn wir wunderbar gemacht sind, wir benehmen uns nicht immer wunderbar.
Und noch was trübt die Freude darüber, dass ich wunderbar gemacht bin. Das
Gehirn wird mit den Jahren vergesslich. Die Muskeln werden schwächer. Und
irgendwann bin ich tot. Wir sind vergänglich. Und das ist gar nicht wunderbar.

Und doch: die Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters. Gott sieht
uns liebevoll an. Wenn wir so von ihm geliebt sind, dürfen wir uns selbst auch
liebevoll ansehen. Darum bleibt es dabei, trotz allen unseren Defiziten: Wir sind
wunderbar gemacht. Trotz Macken und Verfallserscheinungen.

„Wunderbar sind deine Werke!“