Was in der Krise hilft: Glück ist (k)ein Schulfach

Teil 2

Spiritueller Impuls: Glück ist (k)ein Schulfach

Gastbeitrag von Martina Steinbrecher - Evangelische Kirche, Karlsruhe

Mathe, Bio, Reli, Deutsch. Jahrelang haben die Stundenpläne meiner Kinder mit solchen
Eintragungen am Küchenschrank geklebt. Im Lauf der Jahre sind auch neue Fächer dazu
gekommen, und ich habe viele Abkürzungen gelernt: HuS für Heimat- und Sachkunde.
MeNuK für Mensch, Natur und Kultur, BSS für Bewegung, Spiel und Sport. In einem Fach
aber ist keines meiner Kinder unterrichtet worden: Im Fach Glück.

Sie meinen, das gibt es nicht? Weit gefehlt! An gut hundert Schulen im Bundesgebiet steht
es inzwischen auf dem Stundenplan, auch in anderen Ländern wird auf diesem Gebiet
geforscht und experimentiert. Sein Erfinder Ernst Fritz-Schubert ist davon überzeugt, dass
Glück kein Zufall, sondern auch Übungssache ist. Über das nachzudenken, was man fühlt,
es in Worte zu fassen und darüber zu reden, gehört zu den wichtigsten Inhalten des
Faches. Die Schülerinnen und Schüler sollen mit Kompetenzen ausgestattet werden, um
auch schwierige Lebenslagen meistern zu können. Eine Glücksgarantie wird dabei nicht
erworben. Fritz-Schubert meint aber, dass fast die Hälfte unserer Glücksgefühle eine Frage
der Lebenseinstellung ist, und er setzt darum auf das Einüben von Techniken, die das
Glücklichsein fördern.

Eines hat das Schulfach mit der Bibel jedenfalls gemeinsam. Die weiß auch, wie gut es tut,
wenn wir uns regelmäßig mit unserer Einstellung zum Leben beschäftigen. Der Beter des
73. Psalms tut das auch. Er behauptet: „Gott nahe zu sein, ist mein Glück.“ Und meint
damit nicht einen persönlichen Glücksfall, sondern die tägliche Übung des Betens. Jeden
Tag nimmt er sich Zeit dafür, spricht mit Gott, vertraut ihm sein Leben an und stellt ihm
drängende Fragen. Solche regelmäßigen Übungen geben ihm das Vertrauen, dass Gott in
seiner Nähe ist – und das ist ein gutes Gefühl. Das ist ein Glück. Er ist überzeugt: Wer an
Gott glaubt, wird zwar nicht von jedem Unglück verschont, aber fürs Leben gestärkt, auch
für den Umgang mit Krisen und Schwierigkeiten. Egal, was kommt – Gott ist mir nahe.