Was in der Krise hilft: Im Kopf aufräumen

Teil 5 der Reihe

Regelmäßig fragen wir an dieser Stelle, was uns in Krisenzeiten helfen kann. Wenn wir uns zum Beispiel besonders erschöpft und überladen fühlen. Genau dann kann es hilfreich sein, sich von überschüssigem Balast zu befreien. Das gilt auch für die Last im Kopf. Daher wenden wir uns heute dem Aufräumen im Kopf zu. Unsere Tipps orientieren sich an den fünf Strategien der irischen Autorin Mary Conroy. 

  1. Lebe in der Gegenwart: Wir denken immer schon an Morgen. Selbst der schönste Sonntagabend schafft es nicht, unsere Gedanken im Hier und Jetzt zu halten. Viel zu oft denken wir dann schon an die bevorstehenden Aufgaben und all die Dinge, die in der kommenden Woche erledigt werden wollen. Die Zukunft grätscht gedanklich in die Gegenwart hinein, beschreibt Mary Conroy das Phänomen. Was hier hilft? Conroy empfielt eine Strategie, die wir von Achtsamkeitsübungen her bereits kennen: Die aufdringlichen Gedanken betrachten, ohne ihnen groß Aufmerksamkeit zu schenken und sie dann einfach weiterziehen lassen, um wieder im Jetzt zu sein. 
     
  2. Lass das Jammern: Wer kennt das nicht? Tage, an denen nichts so richtig klappen will, die uns mit ihrer Fülle überfordern und an denen wir uns einfach genervt den Abend herbeisehnen? Dann tut es gut, uns Kollegen, Freunden oder dem Partner anzuvertrauen und von unserem beklagenswerten Tag zu berichten. Doch Achtung, wenn das Jammern zur regelmäßigen Gewohnheit wird. Denn dies verstärkt die negativen Gefühle in der eigenen Wahrnehmung nur noch mehr. Doch wie lässt sich hier Abhilfe schaffen? Wie können wir mit immer wiederkehrenden nervigen Situationen umgehen, wenn wir uns nicht darüber beklagen dürfen? Mary Conroy empfiehlt, sich nach Möglichkeit solchen Situationen zu entziehen. Ist dies nicht möglich, empfiehlt sie, das stoische Aushalten, damit der Frust und die negativen Gefühle nicht auf das restliche Leben übergreifen. 
     
  3. Feier die Erfolge: Gedanklich sind wir Menschen so ausgelegt, dass wir uns stärker auf die Dinge fokussieren, die wir noch nicht erledigt haben, als auf die Schritte, die wir auf dem Weg zum Ziel bereits erfolgreich gegangen sind. Viel lieber sollten wir uns das bereit Erreichte vor Augen führen und uns darüber freuen. Ein weiterer Tipp von Mary Conroy lautet, wir sollten uns hierbei nicht mit anderen vergleichen und schon gar nicht mit einer überzeichneten Idealvorstellung von uns selbst. 
     
  4. Gib dem (inneren) Kritiker weniger Raum: Kritik an sich ist nichts Schlechtes. Sie hilft uns weiter, ist in manchen Situationen notwendig und richtig. Doch wenn es zur Gewohnheit wird, sich selbst und andere über die Maßen zu kritisieren, gar schlecht zu machen, ist es ein Bremsklotz der uns nur aufhält. Wenn das Kritisieren zur Gewohnheit wird, bindet es unsere Energie und trübt unsere Sicht auf das, was in solchen Momenten eigentlich zu tun wäre. Zum Beispiel einem Freund mit Liebeskummer beistehen anstatt kritische Ratschläge zu erteilen. 
     
  5. Sei dankbar: Wenn wir für die Dinge offen und dankbar sind, die uns im Alltag begegnen und diesen angenehmer machen, dann ziehen wir Stärke hieraus. Wir sind den Luxus einer heißen Dusche am Morgen gewohnt. Wir bedenken nicht die Leichtigkeit, die uns Waschmaschine, Stabsauger und Co jeden Tag geben. Selbst Kühlschrank und Kaffeemaschine gebührt unsere Wertschätzung, denn auch heute noch sind diese Freuden nicht jedem vergönnt und noch vor einigen Jahrzehnten sah das Leben unserer Vorfahren erheblich schwieriger aus. Mary Conroy regt uns an, diese kleinen Wunder zu sehen und unseren Blick für die Schönheit und Freude im Kleinen zu öffnen. Hieraus können wir Stärke und positive Energie ziehen. 

 

 

Quelle: Artikel "Im Kopf aufräumen" von Thomas Saum-Aldenhoff, in Psychologie Heute, Das Leben leicht machen, Heft 4, April 2022, S.22-23, basierend auf Mary Conroy: Simplify Your Life. Waste Less, Value More, Go Minimalist. Hay House, London 2020.