Vor einiger Zeit verkündete meine Schwägerin bei einer Familienfeier, dass sie demnächst an einem „Waldbaden“-Seminar teilnehmen würde. Obwohl ich – im Gegensatz zu meiner Oma – wusste, dass dies nicht bedeutet, dass sie in einem Waldsee schwimmen gehen möchte, konnte ich mir unter diesem Modetrend nicht allzu viel vorstellen. Aus diesem Grund habe ich mich etwas genauer mit dem Thema beschäftigt und war überrascht, welche gesundheitlichen Effekte das Waldbaden hat.

Für diejenigen, denen der Begriff „Waldbaden“ ebenfalls nichts sagt, kurz vorab: Waldbaden kommt aus Japan und bedeutet, den Wald mit allen Sinnen wahrnehmen: Höre dabei, wie die Blätter rauschen oder der Specht an einen Stamm klopft. Nimm den erdigen Geruch von Moos war. Fühle die Unterschiede der rissigen Beschaffenheit eines Eichenstamms gegenüber der glatten Rinde einer Buche. Kurzum: schenke deine komplette Aufmerksamkeit dem Wald.

Wenn ich einen Spaziergang im Wald mache, merke ich schon nach wenigen Minuten, dass ich lockerer und entspannter werde, dass meine ständig kreisenden Gedanken abschalten, dass ich weniger gestresst bin. Kennst du dieses Gefühl ebenfalls? Forscher haben herausgefunden, dass dies nicht nur subjektiv so ist, sondern tatsächlich wissenschaftlich bestätigt werden kann. Die Stresshormone Adrenalin und Cortisol sinken nachhaltig, so dass der Aufenthalt im Wald tatsächlich zur Stressreduktion beiträgt.

Ein Spaziergang im Wald hat jedoch nicht nur auf die psychische Gesundheit einen Einfluss. Bereits ein kurzes Waldbad senkt den Puls und Blutdruck sowie die Atmung. Aus diesem Grund gehört eine Waldtherapie in Japan sogar häufig zur Behandlung von Herzkreislauf-Erkrankungen mit dazu. Auch auf das Immunsystem hat der Wald einen positiven Einfluss. In einer Studie von 2010 kam heraus, dass bei einem mehrtägigen Waldausflug die Anzahl natürlicher Killerzellen im Blut deutlich ansteigt. Diese Zellen erkennen zum Beispiel Tumorzellen oder virusinfizierte Zellen und töten diese ab. Die Gerüche, die von Bäumen und Büschen abgesondert werden, haben zudem einen stimulierenden Effekt auf unsere Abwehrkräfte.

Wie du siehst, hat der Wald nicht nur für die Umwelt eine ganz wichtige Bedeutung, sondern auch für unsere eigene Gesundheit. Wenn du in der Nähe eines Waldes lebst, versuche doch, regelmäßig ein paar Minuten im Wald „baden“ zu gehen. Falls du etwas weiter vom Wald wegwohnst, plane ein paar Tage im Monat ein, in denen du einen Ausflug in den Wald machst. Lade Freunde oder Familie ein und erlebt die „Waldgesundheit“ zusammen. Du wirst sehen, dass es dir gut tut!

 

Quellen:

Effect of forest bathing trips on human immune function | SpringerLink

Effects of Shinrin-Yoku (Forest Bathing) and Nature Therapy on Mental Health: a Systematic Review and Meta-analysis | SpringerLink

Waldbaden: Gesundheitsvorsorge in der Natur - NABU